Blogartikel vom 21.11.2024
Mikroplastik
ist eines der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit. Die kleinen
Kunststoffpartikel belasten die Ökosysteme und stellen potenzielle Gefahren für
die menschliche Gesundheit dar. Doch was genau ist Mikroplastik, wie entsteht
es, und welche Rolle spielt die Kunststoffindustrie bei der Lösung dieses
Problems? In diesem Blogbeitrag werden die wichtigsten Aspekte umfassend
beleuchtet, ergänzt durch aktuelle Zahlen und Fakten.
Mikroplastik
sind Kunststoffpartikel mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimetern.
Es wird in zwei Kategorien unterteilt:
- Primäres Mikroplastik: Dies umfasst Mikroplastikpartikel, die bewusst in Produkten
eingesetzt werden, wie beispielsweise in Kosmetika, Reinigungsmitteln oder
als Rohmaterial in der Kunststoffproduktion.
- Sekundäres Mikroplastik: Dieses entsteht, wenn größere Kunststoffteile durch Witterung,
UV-Strahlung oder mechanischen Abrieb in kleinere Fragmente zerfallen. Ein
Beispiel hierfür sind Plastiktüten oder Flaschen, die sich im Laufe der
Zeit in der Umwelt zersetzen.
Mikroplastik
hat zahlreiche Quellen. Studien, darunter eine Analyse des
Fraunhofer-Instituts, geben detaillierte Einblicke in die prozentualen Anteile
der Emissionen. Die folgenden Quellen dominieren die Entstehung von
Mikroplastik in Deutschland:
1.
Reifenabrieb – 28%
- Entstehung: Beim
Fahren reiben sich pro Kilometer winzige Partikel synthetischen Kautschuks
ab, die in die Umwelt gelangen.
- Ausmaß: In
Deutschland gelangen jährlich über 110.000 Tonnen Reifenabrieb in
die Umwelt. Damit ist diese Quelle die bedeutendste.
2. Verwehung
von Kunststoffgranulaten – 10%
- Entstehung:
Verluste entstehen während Transport und Verarbeitung von
Kunststoffpellets, die als Ausgangsmaterial für zahlreiche Produkte
dienen.
- Bedeutung: Etwa 40.000
Tonnen Mikroplastik stammen allein aus dieser Quelle.
3. Abrieb von
Straßenmarkierungen – 7%
- Entstehung:
Witterung und der Kontakt mit Fahrzeugen lösen Kunststoffpartikel aus den
Markierungen.
- Menge:
Jährlich entstehen etwa 6.000–7.000 Tonnen Mikroplastik.
4. Abrieb von
Schuhsohlen – 7%
- Entstehung: Beim
Gehen reiben sich kleine Partikel von Schuhsohlen aus Kunststoff und Gummi
ab.
- Menge: Pro
Jahr werden etwa 8.000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt.
5. Waschen von
synthetischen Textilien – 7%
- Entstehung: Beim
Waschen von Polyester, Nylon und Acryl lösen sich Mikrofasern, die von Kläranlagen
nur teilweise herausgefiltert werden können.
- Ausmaß: Bis zu 10.000
Tonnen Mikroplastik gelangen jährlich aus dieser Quelle in die Umwelt.
6.
Verwitterung von Kunststoffabfällen – 6%
- Entstehung: Abfälle
wie Verpackungen, Folien und Flaschen zersetzen sich durch UV-Strahlung
und mechanische Einflüsse.
- Bedeutung: Diese
Quelle trägt jährlich etwa 6.000 Tonnen Mikroplastik bei.
7.
Kunststoffbeschichtungen von Gebäuden und Infrastruktur – 5%
- Entstehung:
Witterung und mechanische Einflüsse lösen Partikel aus Farben und Lacken.
- Menge: Diese
Quelle emittiert etwa 5.000 Tonnen pro Jahr.
8. Kosmetik
und Reinigungsmittel – 2%
- Entstehung:
Mikroplastikpartikel werden gezielt in Produkten wie Peelings und
Zahnpasten eingesetzt.
- Bedeutung: Etwa 1.000–2.000
Tonnen Mikroplastik gelangen jährlich in die Umwelt.
Mikroplastik
ist mittlerweile in allen Ökosystemen der Erde nachweisbar:
- Meere und Gewässer: Rund 80% des Mikroplastiks gelangen über Flüsse in die
Ozeane. Besonders betroffen sind Küstenregionen und Tiefseebereiche.
- Böden:
Landwirtschaftliche Flächen sind durch Reifenabrieb, Düngemittel und
Kunststoffreste stark belastet.
- Luft:
Partikel aus Reifenabrieb und Mikrofasern werden durch den Wind über weite
Strecken transportiert und gelangen in die Atmosphäre.
Die
Gefährlichkeit von Mikroplastik liegt in seiner Beständigkeit und seiner
Fähigkeit, Schadstoffe zu transportieren:
- Langsame Zersetzung: Mikroplastik kann Hunderte von Jahren in der Umwelt verbleiben.
- Chemische Toxizität: Mikroplastik enthält giftige Zusatzstoffe wie Weichmacher und
Flammschutzmittel, die von Organismen aufgenommen werden können.
- Bioakkumulation: Die Partikel reichern sich in der Nahrungskette an. Fische, Vögel
und andere Tiere nehmen Mikroplastik auf, was zu Verdauungsproblemen,
toxischen Reaktionen und sogar Todesfällen führen kann.
- Gefahr für Menschen: Mikroplastik wurde bereits in Lebensmitteln, Trinkwasser und der
Atemluft nachgewiesen. Mögliche Folgen für die menschliche Gesundheit
umfassen Entzündungen, hormonelle Störungen und Zellschäden. Die genauen
Langzeitwirkungen sind jedoch noch nicht vollständig erforscht.
Die Reduktion
von Mikroplastik erfordert ein Umdenken in der Kunststoffindustrie. Folgende
Maßnahmen sind essenziell:
1.
Materialinnovation
- Entwicklung biologisch abbaubarer oder
recycelbarer Kunststoffe, die weniger zu Mikroplastik beitragen.
2. Verbesserte
Produktgestaltung
- Langlebigere Produkte mit geringerem Abrieb,
etwa bei Reifen und Schuhsohlen.
3. Effizientes
Recycling
- Investitionen in Technologien zur
Rückgewinnung und Wiederverwertung von Kunststoffen, um die Zersetzung in
Mikroplastik zu verhindern.
4. Strengere
Regulierung
- Unternehmen sollten sich auf zunehmende
gesetzliche Beschränkungen einstellen, etwa Verbote für Mikroplastik in
Kosmetika oder schärfere Vorgaben zur Verhinderung von Granulatverlusten.
5. Aufklärung
und Transparenz
- Die Industrie muss Verbraucher über die
Entstehung und die Vermeidung von Mikroplastik informieren und nachhaltige
Alternativen fördern.
Mikroplastik
ist ein globales Problem, das sowohl durch industrielles Handeln als auch durch
alltäglichen Konsum entsteht. Die Kunststoffindustrie trägt eine besondere
Verantwortung, Lösungen für die Reduktion von Mikroplastik zu entwickeln. Mit
Innovationen, besseren Recyclingmethoden und einem klaren Fokus auf
Nachhaltigkeit kann die Branche dazu beitragen, die Umweltbelastung zu
minimieren. Es ist an der Zeit, gemeinsam zu handeln – für eine saubere Zukunft
ohne Mikroplastik.